DIE FREUDE.
Alles athmet Freude,
Und im Rosenkleide
Lächelt die Natur.
Freude murmeln Bäche,
Freude spricht die Fläche
Einer jeden buntbekränzten Flur.
Auf den grünen Matten,
In der Bäume Schatten
Tönt der Vögel Chor;
Und zum Himmelsbogen
Näher aufgeflogen
Jubeln and’re zu dem Herrn empor.
In dem frohen Drange
Zieht im Jubelsange
Ein erhab’ner Schwan,
Durch des glänzend hellen
Teiches laute Wellen
Fröhlich segelnd auf der Silberbahn.
Freudig in den Winden
Säuseln hohe Linden,
Von dem Laub bekränzt.
Alles lebt in Wonne,
Und von goldner Sonne
Jedes hohen Berges Gipfel glänzt.
In des Thales Gründen
Und in Felsenschlünden
Hallt des Schäfers Lied,
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Unter seiner Heerde
Ruht er auf der Erde,
Von dem Klettern auf den Bergen müd’.
Bei der kleinen Hütte
In der Kinder Mitte
Ruht ein froher Greis,
Holde Enkel schliessen
Zu des Greises Füssen
Fröhlich spielend einen dichten Kreis.
Freude herrscht in Feldern,
Freude thront in Wäldern,
Freude winkt im Hain;
Und bloss Freudenlieder
Hallt der Felsen wieder,
Alles schliesst ein Freudentempel ein.
Nur in meinem Herzen
Wüthen wilde Schmerzen,
Mich nur flieht die Ruh’
Und von meinen Wunden
Werd’ ich nie gesunden,
Bis im Tode fällt das Auge zu.
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