DIE FREUDE.

Karel Hynek Mácha

DIE FREUDE.
Alles athmet Freude, Und im Rosenkleide Lächelt die Natur. Freude murmeln Bäche, Freude spricht die Fläche Einer jeden buntbekränzten Flur. Auf den grünen Matten, In der Bäume Schatten Tönt der Vögel Chor; Und zum Himmelsbogen Näher aufgeflogen Jubeln and’re zu dem Herrn empor. In dem frohen Drange Zieht im Jubelsange Ein erhab’ner Schwan, Durch des glänzend hellen Teiches laute Wellen Fröhlich segelnd auf der Silberbahn. Freudig in den Winden Säuseln hohe Linden, Von dem Laub bekränzt. Alles lebt in Wonne, Und von goldner Sonne Jedes hohen Berges Gipfel glänzt. In des Thales Gründen Und in Felsenschlünden Hallt des Schäfers Lied, 54 Unter seiner Heerde Ruht er auf der Erde, Von dem Klettern auf den Bergen müd’. Bei der kleinen Hütte In der Kinder Mitte Ruht ein froher Greis, Holde Enkel schliessen Zu des Greises Füssen Fröhlich spielend einen dichten Kreis. Freude herrscht in Feldern, Freude thront in Wäldern, Freude winkt im Hain; Und bloss Freudenlieder Hallt der Felsen wieder, Alles schliesst ein Freudentempel ein. Nur in meinem Herzen Wüthen wilde Schmerzen, Mich nur flieht die Ruh’ Und von meinen Wunden Werd’ ich nie gesunden, Bis im Tode fällt das Auge zu. 55