Die kühle Nacht hat ihr sternenloses Gewand

Karel Hynek Mácha

Die kühle Nacht hat ihr sternenloses Gewand Die kühle Nacht hat ihr sternenloses Gewand
Über dunkle Wälder ausgebreitet; Kalt strich der Wind durch die Wälder, Und der Herbstnacht stille Thränen Starrten in den Eichenblättern. Verborgen lag das Wild in seinen Höhlen, Im warmen Neste schlief der Vogel; Nur ein Paar vom Raubgeschelchte Wacht im Schatten dunkler Tannen, Rings nach neuer Beute spähend.
Am Waldesrande, unter Felsen Stand ein Paar böser Gesellen; Ein kühner Jüngling, und ein grauer Alter. „Was blinkt so weiss,“ spricht der Jüngling‘ „Was blinkt so weiss durch den Waldweg vom Berge?“ „„Vielleicht irrt Luna Durch die dunkeln Tannenwipfel, Oder wacht so früh der Schwan. Oder kömmt aus fernem Vaterlande Dich der Freund hier zu besuchen, Vielleicht gar dein Liebchen selbst.““ Kalt durchschauert es den Jüngling, Und er spricht die stillen Worte: „Es ist wohl nur neuer Schnee, Längst ist blass schon Luna untergangen, Heimwärts sind die Schwäne schon gezogen, 71 Den Freund, die Heimath kenn ich nicht Und mein Liebchen ist nicht mehr. Meine Heimath ist der dunkle Wald, Mein Freund ist mir das Schwert von Stahl, Und mein Liebchen ist die finstre Nacht.“ 72