MEINE FREUDEN.
Mich reizet nicht der goldnen Sonne Pracht,
Mich freuet nur des bleichen Mondes Schimmer,
Mich zieht nur an der Sterne Silber Flimmer
Mich freut’s allein, wenn durch die düstre Nacht
Die Menschen schreckend fern der Donner kracht,
Mich reizt allein des Sturmes Klaggewimmer,
Aus mir allein mir nur ein Himmel lacht,
Und trozend dir, o du furchtbare Macht,
Bin ich meines eig’nen Gottes Trümmer.
Mich reizt es nicht, wenn auch das Veilchen blüht,
Mich freut es nur, wenn an des Grabes Rande
Wo Helden ruhn, Opfer dem Vaterlande
Der letzte Blick der matten Sonne glüht,
Mich zieht nur an ein klagend Schwanenlied,
Wenn ihm entflieh’n des frohen Lebens Bande,
Wenn über ihm schon herrscht der gold’ne Fried’
Und seines Lebens Rest im Tode flieht,
Wenn er sich neigt zu seines Grabes Rande.
Mich freuet’s nur, wenn bey dem Donnerklange
Die Stürme schrecklich heulen um die Gruft,
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Der Rab’ am Grabe krächzt, der Uhu ruft
Und Fledermäuse im Gewitterdrange
Zischend mir schwirren um die heisse Wange,
Mich freut es nur, wenn dann in finstrer Kluft
Die Eule heult zum düstern Grabgesange,
O dann ist mir so wohl u[nd] auch so bange,
Dann bringen Grüfte mir selbst Rosenduft.
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