O Muse, die ich über alles liebe,
O Muse, die ich über alles liebe,
Erfülle meines Herzens tiefsten Drang,
Erhelle meiner Seele dunkle Triebe,
Begeistre mich zu meinem Klaggesang,
Lass meiner Harfe Saiten düster tönen,
Du Echo hall! Der Harfe Klänge nach
Enthüll’ des wunden Herzens leises Sehnen,
Das unterm Schmerz der bittern Trennung brach.
Ich wohne nun auf einer dunklen Höhe,
Wo Tod nur herrscht und keine Blume sprosst;
Wie sehr ich auch die strengen Mächte flehe,
Erhebt den Busen mir kein leiser Trost.
Zum Strom des Nichts seh’ ich die Tage ziehen,
Und meines Lebens Blume blühet ab;
Ich sehe schnell die süssen Freuden fliehen,
Und meine Hoffnung bleibt ein stilles Grab.
Dort glänzt kein Stern über den kahlen Steinen,
Der dich zu mir u[nd] mich zu dir hinruft;
Auf dieser Welt wird uns nichts mehr vereinen, –
Und endlich selbst entzweyet uns die Gruft.
Ich weiss von nichts auf diesen Erdenhöhen,
Ich kenne nichts, was mancher Sel’ge preis’t.
Ich hoffe nur auf jenes Auferstehen,
Dort wo zum Geist flieht der verwandte Geist.
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