Am Nahmenstage der H. Frau Josephine von Csuzy

František Palacký

Am Nahmenstage der H. Frau Josephine von Csuzy gedichtet im Csuzer Garten.
Herauf o Sonne! Röthe mein Saitenspiel Mit einem deiner Erstlinge! Festlicher Erschallt mein Lied, am Tag der Freude, Dir im harmonischen Flug entgegen!
Das langentbehrte! Siehe, es kleidete Sich neugestaltet wieder der Rosenhain, Und meine Laute schwieg; sie weckte Keines der Freudengetöne wieder.
Nun halt ich es nicht länger! Es lockte schon Der Musenhain ins Heiligthum einst den Schwan Von Csuz, als ihm die Harfentöne Mächtig begeistert dahingeflossen.
62 Du schöner Hain! von zärtlicher Künstlerhand Hervorgezaubert! Heilige Bäume, die sich tausendzweigig wölbend, höher Zu der ätherischen Welt mich heben!
Euch Grüss’ ich festlich, und dich Apoll, und Dich, Sein Liebling, Schiller; göttlicher Plato, Dich! Mit ehrfurchtsvollem Schauer tret’ ich Euch, aber freudig entzückt, entgegen.
Hier wohnt sich’s gut! Hier schlag ich das Zelt mir auf! Hier tönt es kunstlos fröhlich dahin, das Lied, Das ich, Verehrte, Dir am Tage Froher Erinnerung, dankbar weihe.
Schön ist’s, im Kreise liebender Seelen sich Den Musen weihen, und der Natur! Da weht Ein hehrer Geist, verklärt im Bilde, Weckend der Ewigkeit hohe Keime.
Und herrlich ist’s, den flüchtigen Augenblick Zu fesseln, Gnade spendend und Segnungen. Ein Gott erscheint er, wem der Wohlthat Kränze das würdige Haupt’ umwinden. –
Du Edle! Fröhlich steigt nun und hoch empor Die Sonne; fröhlich grüsst sie der Vögel Schaar, Und überströmt aus voller Urne Mich mit Entzückung zum Tagesfeste. **
63 Doch der fühlenden Brust Regungen jauchzen nicht Laut umher, und es schlägt nicht an den Sternensaal Ihr bescheidenes Zeichen, Pranget nicht im Triumph einher:
Aber tiefer erbebt ihr das erweichte Herz, Und, im Stillen geweint, lockt aus des Himmels Schooss Eine zärtliche Thräne Segen über den Gütigen.
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